„Ich muss leider ehrlich zu dir sein: Ich date da gerade jemanden…“
„Und dennoch flirtest du mit mir.“
„Ja. Weil du mir nicht mehr aus dem Kopf gehst.“
„Und dann möchtest du dich nicht mit mir treffen?“
„Doch. Aber es wäre nicht fair dem anderen Mädel gegenüber…“
„Ein Mann der nicht zweigleisig fahren will. Wow. Ich bin beeindruckt.“
„Ja…“
…
„Scheiß drauf, ich will dich sehen. Wann treffen wir uns?“
Heute geht es weiter mit meiner Datingstory: Ein verrückter Sommer. Zu Teil 1 kommt ihr hier.
Der Anfang eines heißen Sommers
Ich verbrachte daraufhin tolle sechs Wochen mit ihm. Wir verabredeten uns nicht zum Sex, aber es war jedem von uns klar, was passierte, wenn wir uns trafen. Es war nichts billiges, nichts eindeutiges, nichts geheimnisvolles. Wir trafen uns bei ihm, unternahmen aber auch ab und an etwas zusammen. Er machte in der Öffentlichkeit kein Geheimnis daraus, dass zwischen uns etwas lief. Ich verbrachte einige Nächte bei ihm, bis ich in eine nur zehn Fahrminuten von ihm entfernte Wohnung zog. Ab da schlief ich meist zuhause, aber das war mir auch sehr recht. Ich übernachtete nicht gerne neben anderen Leuten. So ging es ihm auch. Wir schauten Filme zusammen, gingen raus, unterhielten uns viel über Gott und die Welt und schliefen auch sehr oft und leidenschaftlich miteinander. Ich glaube, wir sahen uns drei bis vier Mal in der Woche. Es war fast, als wären wir zusammen.
Ich fühlte mich wohl in seiner Gegenwart. Wir waren auf einer Wellenlänge. Wir studierten beide Philosophie und sprachen auch viel darüber. Man merkte ihm an, dass er schon 30 Jahre alt war, denn er hatte eine ganz andere Sicht auf die Welt, als andere Männer in meinem Alter. Es tat gut sich mit ihm zu unterhalten. Und mir gefiel, dass ich das mit ihm auch konnte. Es drehte sich nicht nur um Sex, sondern auch um den Menschen dahinter.
Irgendwann fragte ich ihn, wie es denn mit der anderen laufen würde. Ohne Hintergedanken. Er schaute mich nur verwirrt an. „Das läuft schon lange nicht mehr.„, sagte er. Er behauptete, sie hätte das Ganze beendet. Wenige Tage nachdem wir uns das erste Mal trafen. Den Grund sagte er nicht. Er hatte keine andere neben mir. Er sagte, er fährt nicht gerne zweigleisig und konzentriert sich lieber auf eine Frau. Ich hatte daraufhin prompt ein schlechtes Gewissen. Ich schlief zwar nur mit ihm, hatte aber ein paar Dates und weitere geplant. Ich wusste nicht so recht, was ich von diesem Gespräch halten sollte. Die ganzen Wochen entwickelten sich irgendwie zu einer Beziehung. Und das wollten wir ja eigentlich beide nicht.
Wir verbrachten viel Zeit zusammen und auch wirklich gerne. Ich freute mich ihn zu sehen. Er fragte oft abends spontan, ob ich Lust hätte, vorbeizukommen. Natürlich hatten wir dann auch Sex, aber nicht nur. Meistens sogar erstmal gar nicht. Ich sah ihm beim Kochen zu, wir schauten einen Film, unterhielten uns. Wir verbrachten den Abend zusammen. Und manchmal die Nacht. Wir fuhren zum See und trotzten dem Regenwetter. Er fragte sogar, ob ich mit auf eine Party eines Freundes kommen möchte. Ich fühlte mich frei mit ihm und ich war glücklich.
Das Ende vom Sommer
Es war Ende August. Er schrieb mir wie fast täglich SMSen und erzählte mir, er würde in ein paar Tagen für zwei Wochen zu seiner Mutter in den Norden fahren, ihr beim Umzug helfen. Ich wollte ihn gerne vorher noch sehen, also fuhr ich bei ihm vorbei. Er freute sich, auch wenn es ihm zeitlich eigentlich nicht passte. Er nahm sich Zeit für mich. Der Abend war schön. Alles war schön. Als er mich dann zum Bahnhof brachte, verabschiedeten wir uns. Es war anders als sonst. Innig. Irgendwie traurig, weil er wegfuhr. Und sehr intim. Wir hielten Händchen und küssten uns. „Diese Liebe solltet ihr auf jeden Fall beibehalten„, rief uns ein grinsender und leicht alkoholisierter Typ zu. Wir schauten uns an. Ich stieg in die Bahn. Er sah mir durch die geschlossene Türe in die Augen. Ich erwiderte seinen Blick und die Bahn fuhr los. Es war ein komischer Moment.
Was war das? Liebe? Wir? Nein. Wir hatten nur eine Affäre. Das war weder eine Beziehung, noch Liebe. Aber Gefühle waren da, das konnte keiner von uns mehr leugnen.
Er fuhr also Richtung Norden und meldete sich die ersten Tage fast täglich bei mir. In einer SMS stand: „Meine Mutter dachte, du bist meine Freundin 😀„. Im Nachhinein denke ich, dass diese SMS der Knackpunkt unserer Sommerromanze war. Ja, irgendwie war ich seine Freundin. Wir hatten nur einander, hatten täglich Kontakt und trafen uns drei- bis viermal in der Woche. Wo ist hier der Unterschied zu einer Beziehung? Ich sah keinen mehr. Ich weiß nicht warum, aber irgendwie fingen wir an uns zu streiten. Er unterstellte mir ich hätte mich verliebt, ich unterstellte es ihm umgekehrt. Keiner gab nach. Keiner gab irgendetwas zu. Es herrschte ein paar Tage Funkstille und wir einigten uns, dass wir beide keine Beziehung wollten und gut ist.
Machs gut, Arschloch!
Wäre das mal nur so einfach gewesen. Ab diesem Zeitpunkt war alles nicht mehr wie vorher. Er schrieb anders. Kühler, weniger persönlich und bestellte mich zu ihm zum Sex. Das tat er noch nie. Natürlich war ich sauer. Ich war nicht sein Betthäschen. Er machte sich darüber lustig, aber änderte nichts an seinem Verhalten. Er behauptete, er hätte mir vorher nur was vorgespielt. Tat und sagte das, was ich hören wollte. Hatte nichts mit anderen, weil er dachte, ich wolle das so. Ich hatte selten im Leben so einen Blödsinn gehört, bzw. gelesen. Ich wollte so etwas nicht. Wenn er nicht in der Lage ist mich wie vorher zu behandeln, nämlich respektvoll, dann wollte ich ihn nicht wiedersehen.
Da er mich aber wohl doch vermisste, gab er klein bei und versprach, sich wieder wie vorher zu benehmen. Und weil ich ihn ebenso vermisst hatte, fuhr ich zu ihm. Anfangs war alles wie früher. Bis wir Sex hatten. Ich spürte, dass er mich vermisst hatte. Seine Berührungen waren anders, seine Küsse auch. Ich kann es nicht beschreiben. Es war einerseits gefühlvoll, andererseits aber auch verzehrend. Wie er mich währenddessen ansah, war eindeutig. Er empfand etwas für mich. Wahrscheinlich merkte er das auch, weswegen der mich danach ziemlich mies behandelte. Es war das letzte Mal, dass wir uns getroffen haben. Danach stritten wir per SMS und ich beendete den Kontakt.
Wie ticken Männer?
Es war mehr als nur eine klassische Affäre. Ich würde behaupten, wir waren Freunde. Freunde, die gerne Zeit zusammen verbrachten und ziemlich guten Sex hatten. Vielleicht waren da Gefühle im Spiel. Aber meinerseits nicht so große, dass es für eine Beziehung gereicht hätte. Ich wollte auch keine. Damit war ich zu dem Zeitpunkt durch. Und doch fühlte ich mich etwas zurück gewiesen. Wer weiß schon, was das Herz will. Mir gefiel das, was wir hatten. Genauso wie es war. Ich wollte kein romantisches Essen gehen, kein Pärchen-Kram, keine Schwiegereltern. Nur das, was wir zwei hatten.
Ich war traurig, als es vorbei war. Vor allem verstand ich es nicht. Das quälte mich am meisten. Ich kann akzeptieren, wenn etwas vorbei ist. Aber ich will das „warum“ wissen. Es gibt zwei Varianten. Nummer eins: Er hatte mich wirklich verarscht. Nummer zwei: Er hatte sich verliebt, wollte das aber nicht. Ich ging beide Varianten sehr lange in meinem Kopf durch. Es sprach alles für letzteres. Natürlich ist mir das auch die liebste Variante. Dennoch weiß ich, wie jemand einen behandelt, der keine Gefühle für die Person hat. Und so hat er definitiv nicht agiert.
Two Years Later
Etwas mehr als zwei Jahre nach unserer letzten Begegnung erhielt ich eine SMS von ihm. Er fragte, ob ich noch sauer wäre und ihm sein Verhalten von damals verzeihen könne. Ich antwortete nicht. Vielleicht nur ein kläglicher Versuch um zu gucken, ob er mich noch haben kann. Vielleicht aber auch Wehmut. Wer weiß.
Schreibe einen Kommentar