Dreimal war ich bereits „die andere Frau„. Ich war diejenige, mit denen sich die Männer heimlich getroffen haben. Diejenige, die ihnen mehr gab, als die Person, die es sollte. Dreimal. Aber jedes Mal anders. Ich erzähle euch heute, in dem vergangenen und in dem noch kommenden Posting von meinen Erfahrungen mit vergebenen Männern, wie ich mit der Situation umgegangen bin und was am Ende daraus entstand. Eines vorweg: Keine hat es je erfahren.
Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft
Ich lernte ihn in der Uni kennen. Er war Tutor in einem meiner Seminare und führte die Aufsicht bei der Abschlussklausur. Er trug einen gestreiften Pullover, hatte dunkles verwuscheltes braunes Haar und braune Augen. Ganz ehrlich: Ich fand ihn vom ersten Moment an anziehend. Es war Februar und ich war gerade mal ein Monat getrennt. Ich war aufgeschlossen, neugierig und wollte wissen, ob ich es schaffe, diesen Typen auf mich aufmerksam zu machen. Nur wie? Nach 3 Jahren durchgängig in Beziehungen wusste ich nicht so richtig wie. Und auch davor war ich nie diejenige, die jemanden ansprechen musste…
Ich wusste nichts über ihn, außer den Studiengang und den Vornamen. Also tat ich das, was heutzutage jeder tut: Ich suchte ihn auf Facebook. Das war gar nicht so einfach, wie es klingt. Nicht jeder hat ein Profilbild oder genug Informationen öffentlich, um zu sehen, ob das nun der Gesuchte war, oder nicht. Ich grenzte die Auswahl auf zwei Leute an….und schickte Freundschaftsanfragen. Nummer eins nahm schnell an, entpuppte sich allerdings als falscher. Wenige Zeit später bekam ich von Nummer zwei eine Privatnachricht….“Hey, kennen wir uns?^^“ Na prima. Und jetzt? Ich hatte natürlich nicht weit genug gedacht. Meine einfache Annahme: „Ach der schreibt schon mit mir„, war natürlich totaler Blödsinn. Also redete ich mich raus und schrieb, ich hätte ihn verwechselt. Und siehe da… meine Freundschaftsanfrage wurde angenommen und er schrieb mit mir. Aufmerksamkeit erfolgreich gewonnen, würde ich sagen. Der süße Typ von der Uni schien Interesse an mir zu haben. Und so schrieben wir miteinander. Täglich. Und viel. Wir sprachen über die Uni, über unser gemeinsames Studienfach, über Privates, was wir gerade so machten, und so weiter. Bis…
Das gewisse Knistern
… bis ich meine Klausur zurück bekam. Ausreichend. Verdammt! Ausreichend bedeutete immer noch bestanden, aber mein Dozent legte mir nahe, noch eine mündliche Prüfung abzulegen. Oh verdammt! Ich hasse mündliche Prüfungen. Aber hey – ich kannte doch jemanden, der sich so gut mit dem Thema auskennt, dass er Tutor wurde… Genau das empfahl mir sogar der Dozent: Ich könne mich ja mal mit den beiden Tutoren in Verbindung setzen. Ich fand das Ganze ein wenig ironisch, aber wenn er es schon vorschlug…
Gesagt getan, schrieb ich ihm von meiner mündlichen Prüfung und ohne fragen zu müssen bot er direkt an, mit mir zu lernen. Nein, die Geschichte geht jetzt noch nicht so weiter, wie es vermuten lässt, denn erstmal fand kein weiterer Kontakt mehr statt. Er antwortete zwei Wochen nicht mehr… Allerdings zum Glück nur bis kurz vor der Prüfung, da schrieb er mich auf einmal wieder an. Wir verabredeten uns zum lernen…bei ihm zuhause, zwei Tage vor der mündlichen Prüfung.
Ich kann nicht in Worte fassen, wie nervös ich war. Ich kannte ihn ja gar nicht. In diesem verrückten Sommer hat mich sowieso irgendwas geritten, was ich heute niemals mehr tun würde. Aber weiter im Text….ich fuhr zu ihm. Einfach so. Wir verabredeten uns an der Bahnstation. Ich war zu früh da und wusste nicht, ob ich nun wieder abhauen sollte, oder ob ich mutig genug sei, das nun durchzuziehen. Bevor ich zu Ende denken konnte, fuhr die Bahn ein…und da war er. Genauso wie ich ihn in Erinnerung hatte: Braune Haare, braune Augen und unfassbar gut gelaunt. Ich glaube, er war auch ein wenig nervös, da er zu späteren Zeitpunkten deutlich lockerer war. Wir gingen also in seine Wohnung und lernten brav. Wirklich. Es passierte nichts. Aber dass es gefunkt hat, war deutlich zu spüren. Er nahm immer wieder Abstand zu mir und achtete drauf, nicht neben mir zu sitzen anfangs. Wir verstanden uns sehr gut und auch das Lernen ging voran. Leider vergaßen wir die Zeit und wir beeilten uns, mich noch zum Bus zu bringen….vergebens. Der letzte Bus für diese Nacht war bereits abgefahren und anders kam ich nicht nach Hause. Er bot mir an, mich zu Fuß heim zu bringen, aber das hätte mindestens 2 Stunden gedauert. Also schlief ich bei ihm auf der Couch im Wohnzimmer. Er beteuerte mehrmals, dass das kein Problem sei, und bot auch bereits vorher an, ich könne ja hier übernachten, anstatt noch mit dem Bus nach Hause zu gurken. Aber ich wollte das eigentlich nicht…es war kein Date. Und wir kannten uns nicht gut genug, als dass ich einfach so bei ihm schlafen wollte. Nun ja, nun musste ich.
Er kümmerte sich ganz lieb um mich und gab mir alles was ich brauchte. Mich machte die Situation sehr nervös und ich konnte ewig nicht schlafen…er sagte ich könne gerne nebenan in sein Bett kommen, damit wir da weiter quatschen können. Das haben wir auch noch ein paar Stunden gemacht (ich saß auf der Bettkante, also weit genug weg von ihm) und dann habe ich mich rüber aufs Sofa gelegt. Ich war sehr verwirrt – er hat keinen einzigen Annäherungsversuch gestartet. Er sendete zweideutige Signale. Ich gefalle ihm, aber er tat nichts, um mir näher zu kommen. Bis…
Der Morgen danach
… bis zum nächsten Morgen. Ich wurde mit Kaffeeduft geweckt und er setze sich zu mir auf das Sofa. Er zögerte, sagte dann „Rutsch mal“ und legte sich neben mich. Ich war vollkommen mit der Situation überfordert. Auf einmal doch!? Wir waren beide ganz still und sichtlich nervös. Ich legte meinen Kopf ein wenig an seine Schulter. Wir blieben noch eine Weile so eng aneinander auf dem schmalen Sofa liegen, bis er abrupt aufstand und sagte, wir müssten ja langsam los in die Uni. Na gut…ich machte mich fertig und war nicht sicher, wie ich das Ganze nun einzuordnen habe. An der Wohnungstür hatten wir noch einen komischen Moment…er hätte mich küssen können, tat es aber nicht. Und so fuhren wir in die Uni. Die Stimmung zwischen uns war irgendwie merkwürdig. Aufgeladen, aber doch angespannt. Er bot mir an, ich könne gerne mit in die Bibliothek kommen. Offenbar wollte er mich noch nicht gehen lassen…
Ich kam mit, aber Zeit verbrachten wir dort keine zusammen. Also ging ich irgendwann. Am nächsten Tag war meine mündliche Prüfung. Er wollte mich hinbringen und mir vorher nochmal Glück wünschen. Aber es dauerte über eine Woche, bis er sich wieder meldete. Er hatte die Prüfung, das Versprechen mich hinzubringen und mich einfach vergessen.
Da war doch noch was…
Nun kommen wir zu ein paar Punkten, die ich bisher bewusst aus dieser Geschichte wegließ: Nachdem er meine Freundschaftsanfrage annahm, entdeckte ich auf seinem Profil ein Foto mit einer blonden Frau. Sie sah aus wie seine Freundin. Aber da er kein Wort von ihr erwähnte, ignorierte ich es. Ich meine, wir schrieben wochenlang, täglich und er erwähnte sie mit keinem einzigen Wort. Dann gab es diese Situation während dem Lernen: Wir gingen irgendwann vom Wohnzimmer in sein Schlafzimmer aufs Bett. Kurze Zeit später lief er nervös im Zimmer herum und nahm einen Kalender von der Wand ab. Er guckte drauf, als wolle er irgendwas nachgucken und legte ihn dann weg. Natürlich hatte ich den Foto-Kalender entdeckt gehabt und auch das Foto mit ihm und der blonden Frau. Ja, ich dachte kurz daran, dass dies vielleicht seine beste Freundin ist. Naiv, ich weiß. Es gab auch bei den täglichen Facebook-Chats immer wieder den Moment, wo es vorbei war. Meist abrupt. Als hätte er abends dann auf einmal keine Zeit mehr, in seine Nachrichten zu gucken. Auch das war Indiz genug, dass er wohl mit seiner Freundin zusammen war. Aber hey – er sagte kein Wort. Woher sollte ich es wissen?
Nach weiteren täglichen Chats kam auf einmal dann der Schlag ins Gesicht. Ich weiß nicht mehr, wie er es tat, aber es war soweit: Er erwähnte wie selbstverständlich seine Freundin. So als müsste ich das ja wissen. Ich war natürlich sauer…er wusste auch ganz genau, dass er sie verschwiegen hatte. Er gab es nicht zu, aber er wusste es. Es tat ihm Leid und wir schrieben weiter….wir trafen uns in der Bibliothek zum quatschen….wir tranken Kaffee zusammen….wir wurden Freunde. Über zwei Monate lang hatten wir fast jeden Tag Kontakt. Über seine Freundin verlor er weiterhin nie mehr ein Wort. Ich bekam über ein Gespräch zwischen ihm und einem anderen mit, wie seine Freundin hieß. Mehr wusste ich nicht über sie. Wenn wir zusammen in der Bibliothek waren und sie vorbei kam, ignorierte er mich. Ich fragte nicht und er sagte nichts. Es war unausgesprochen zwischen uns kein Thema. Weil wir nicht nur Freunde waren. Freunde hätten darüber gesprochen. Aber das taten wir nicht.
Und so neigten sich die Semesterferien dem Ende zu und ein neues Semester begann. Er hatte erneut ein Tutorium und ich meldete mich natürlich dort an. Jeden Montag Abend würde ich also mit ihm in einem Seminarraum verbringen. Ich freute mich, ihn da vorne zu sehen. Ich weiß auch nicht, ich fand es total schön, von ihm „unterrichtet“ zu werden. Auch wenn es kein normaler Unterricht war, aber dennoch. Ich wartete nach der Stunde auf ihn und wir fuhren mit dem Bus in die gleiche Richtung. Wir verstanden uns wirklich gut, es machte Spaß mit ihm und wir waren auf einer Wellenlänge. Und das Knistern zwischen uns war schön. Ich fühlte mich frei und lebendig. Ich traf mich gerne mit ihm und habe es genossen, wie er mich ansah. Bis…
Konkurrenz
… bis in der zweiten Stunde auf einmal jemand anderes auftauchte. Doch diese Story erzähle ich euch ein anderes Mal 😉 Jedenfalls gefiel es ihm gar nicht. Er war sichtlich eifersüchtig. Und so vergingen die Monate…wir trafen uns, wir schrieben viel, wir hatten Spaß zusammen. Der Höhepunkt – und gleichzeitig der Beginn vom Ende – war an einem heißen Sommertag in den Semesterferien gekommen. Ich erzählte ihm von meinem verrückten Sommer, und er schlug ein Treffen vor. Er wollte gerne mit mir über etwas sprechen. Natürlich fuhr ich zu ihm, es klang ja wichtig. Im Nachhinein brauchte ich auch genau das. Dieses Gespräch. Diesen Abend. Und alles, was dort passierte. Er war einfühlsam und vorsichtig, aber dennoch direkt: „Was tust du da eigentlich?“ Natürlich hatte er Recht. Ich war nicht ganz ich selbst in diesem Sommer. Und das würde auch noch ein paar Wochen so weiter gehen. Aber der Wendepunkt für mich war an diesem Abend. Mit ihm. Er musste auch nicht viel sagen. Ich wusste es selbst. Das konnte so nicht weitergehen mit mir.
Der Abend ging noch verrückt weiter. Er hatte eine wichtige Prüfung wenige Tage später und machte sich sehr verrückt. Wir tranken ein wenig, gingen mit Klamotten unter die eiskalte Dusche (getrennt) und ich schlief bei ihm. Auf der Couch. Zusammen. Aber nicht miteinander.
Irgendwas passierte an diesem Abend mit uns. Wir entfernten uns voneinander. Wir sahen uns weiter. Wir flirteten auch weiterhin, aber es war nur eine Frage der Zeit, bis das alles aufhörte. Und zwar zu dem Zeitpunkt, als ich meinen neuen Freund kennenlernte. Wir hatten zwar noch Kontakt, aber es war nie wie vorher. Ich war vergeben. Und ich verhielt mich auch so. Ich traf die Entscheidung bewusst gegen ihn, als ich die Wahl hatte. Natürlich hätte ich das Spielchen weiter führen können. Aber früher oder später hätte ich damit meine Beziehung zerstört. Ich entschied mich also für meinen Freund und gegen die Freundschaft.
Das Ende
Es ist nie etwas zwischen uns passiert. Dennoch, war ich die andere Frau. Es muss nicht immer gleich intimer Kontakt auf physischer Basis entstehen, um fremdzugehen. Und in meinen Augen tat er genau das: Er ging psychisch mit mir fremd. Aber das war okay. Vielleicht brauchte er das, um irgendwann zu merken, dass es doch nicht das Richtige war mit ihr. Ob aus uns etwas geworden wäre? Ich denke nicht. Ich war nicht verliebt in ihn. Ich glaube, ich wollte es manchmal gerne sein. Mir gefiel die Vorstellung. Er ist ehrlich, offen und zuverlässig. Ein guter Freund. Aber ein Paar wäre aus uns nie geworden. Ich hätte ihn unglaublich gerne geküsst. Um zu wissen, wie es ist. Das habe ich immer bereut. Aber im Endeffekt, ist es gut so, wie es ist. Ich vermisse ihn als guten Freund. Aber ohne das was zwischen uns war, wäre die Freundschaft auch nie so gut gewesen. Und ohne das, wären wir auch nie Freunde gewesen.
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