„Ich kenne da einen Typen, der passt super zu dir!„, sagte sie und steckte sich eine weitere Maki-Roll in den Mund.
„Ich weiß nicht. Eigentlich bin ich gerade ziemlich ausgelastet was Dates angeht.“ Das stimmte. Seit meiner Trennung hatte ich einige Dates, alles natürlich ganz unverbindlich. Ich wollte mich nicht binden. Ich hatte genug vom eingesperrt sein, von Kompromissen und endlosen Diskussionen. Ich wollte frei sein, lockere Bekanntschaften und mich unter keinen Umständen verlieben.
„Ach was. Einer geht schon noch. Der ist wirklich total nett.“ Sie kippte sich Soja-Soße nach und sah mich erwartungsvoll an.
„Nett ist die kleine Schwester von scheiße!„, erwiderte ich und wir lachten.
„Jaja, ich weiß. Aber er ist wirklich nett. Und sieht gut aus. Warte, ich zeig dir ein Foto.“ Sie scrollte in ihren Fotos rum, während ich mich weiter über unsere Sushi Auswahl freute. Das war unser Ding. Sushi Essen. Wir taten es immer, wenn wir uns trafen. Es ist zu einer netten Tradition geworden.
Sie hielt mir das Handy hin. Ja, er sah gut aus! Er hatte braune Haare, braun-grüne Augen, war ein eher südländischer Typ und fiel damit genau in mein Beuteschema. Das Foto war ziemlich niedlich, er hatte eins beim Zähne putzen gemacht, um ihre „Was machst du“-Frage zu beantworten.
Sie bemerkte mein Grinsen im Gesicht. „Siehst du, sag ich doch.“
„Okay, erzähl mir von ihm.“ Ich knickte ein.
Die Eckdaten waren nicht zu verachten. Er war knapp 30, stand mit beiden Beinen im Leben, hatte einen guten und sicheren Job – okay, meiner Meinung nach etwas zu langweilig – und war angeblich ein lieber netter Kerl.
„Du weißt, dass ich mit lieben, netten Kerlen abgeschlossen habe, oder?„, fragte ich sie skeptisch.
„So nett ist er nun auch wieder nicht. Guck ihn dir einfach mal an. Ich geb ihm deine Nummer.“
„Nein, lass das besser erst mal. Ich hab eigentlich keine Zeit für noch einen Mann in meinem Leben. Ich bin mit den anderen beiden schon genug ausgelastet. Und so wie du ihn beschreibst klingt es, als würde er was Festes suchen. Du weißt, dass ich das im Moment nicht möchte.“
„Ne, der ist gerade frisch getrennt, der will bestimmt nichts ernstes erstmal.“
„Ich weiß nicht…“
„Und er findet dich süß!“
„WAAAS? Woher weiß er wie ich aussehe?“ Oje, was hatte sie getan?
„Ich hatte ihm an Karneval das Foto von uns vieren geschickt. Da sagte er, er findet dich süß.“
„Oh…“
„Also? Darf ich ihm deine Nummer geben?„, fragte sie wieder etwas aufdringlich.
„Ich überleg’s mir.“
Sie schaute mich unglücklich an und lies prompt die nächste Maki-Roll in die Soja-Soße fallen.
Wir lachten und aßen weiter an unseren immens großen Sushi-Platten.
Als sie mich wenig später zum Bahnhof brachte, sagte sie mit Blick auf ihr Handy auf einmal mit einem riesigen Grinsen im Gesicht: „Ich soll dich von ihm grüßen.“
„Was hast du getan?“
„Nichts.„, sagte sie mit einem Unschuldsblick. „Er fragte was ich mache und ich schrieb ihm, dass ich mit einer Freundin unterwegs wäre und er dann darauf nur, dass ich dich unbekannterweise grüßen soll.“ Ich schaute sie skeptisch an. „Ich geb ihm nachher deine Nummer.“
„Ich sagte ich überleg’s mir…„, sie war ganz schön penetrant.
Mein Zug kam. Wir umarmten uns und ich rief ihr noch mit einem Lächeln ein „Lass es“ hinterher. Vergebens. Ein paar Stunden später kam die erste Nachricht von ihm…
In der Reihe „Friendstalk“ geht es um klassische Gespräche zwischen zwei Freundinnen. Mal vollkommen frei erfunden, mal angelehnt an wahre Ereignisse, mal haben sie 1:1 stattgefunden.
[…] Hier gehts zu Teil 1 der Verkupplungsaktion. […]