„Hey Sabrina. Wir haben ein Match. Gemäß der geänderten AGBs müssen wir jetzt heiraten. Schaffst du es heute? :D“
„Ich könnte es morgen einrichten, aber das darf nicht zu viel Zeit in Anspruch nehmen ;)“
„Naja, ein langer Kuss muss schon drin sein :P“
„Dafür nehme ich mir sicherlich die Zeit. Sofern er gut ist.“
„Na das wirst du sehr schnell merken“
„Dann bleib ich vielleicht sogar für einen zweiten“
„Na eventuell lässt du mich gar nicht mehr los“
„Wenn, dann lässt du mich nicht gehen, weil du nicht genug bekommst ;)“
„Na dann lass uns doch schon vorher mal testen“
„Steht das so in den AGB’s?“
„Klar, was denkst du denn“
„Gegen AGBs komm ich nicht an, dann muss das wohl sein.“
„Na dann, lass uns daten!“
Gesagt, getan. Wir verabredeten uns für den morgigen Tag um 18:00 Uhr. Wo? Na vor dem Standesamt natürlich!
Das Standesamt liegt in der Nähe vom Rhein, idealer Ausgangspunkt für ein Date also. So etwas habe ich noch niemals getan. Mich einfach so mit einem fremden Kerl treffen, ohne vorher wenigstens mal ein wenig zu schreiben und die Person kennenzulernen. Oder Nummern auszutauschen. Aber: No risk, no fun!
Er gefiel mir auf seinen Fotos verdammt gut. Er war genau mein Typ. Dunkle Haare, braune Augen, leicht südländischer Teint. Schlank, sportlich und er hatte einige Reisefotos drin, was mir zumindest suggeriert, dass er gerne unterwegs ist. Ich wusste eigentlich nur, dass er 30 Jahre alt war und in der gleichen Stadt wohnte, wie ich.
Stunden vorher machte ich mich Date-fertig. Das Wetter war sonnig, aber etwas kühl. Klassisches September-Wetter. Wenigstens regnete es nicht. Ich zog eine enge blaue Jeans an, schwarze Stiefel und einen grauen Pullover, leicht schulterfrei. Meine Lederjacke nahm ich mit, es wurde ja kühler im Laufe des Abends. Dezent geschminkt, Locken und ich war fertig. Klassisches erstes Date Outfit, ideal zum Spazierengehen….und Weiteres.
Viel zu früh ging ich los zur Straßenbahn. Ich fuhr ca. 20 Minuten bis in die Stadt. Ich trödelte noch etwas rum, um nicht gruselig zu früh da zu sein. Ich ging nervös auf das Standesamt zu und setzte mich oben auf die Treppen, damit ich einen guten Überblick über den Platz hatte. Beim Umblicken wurde ich immer nervöser. Was, wenn er nicht auftauchte? Oder ich ihm nicht gefiel? Was, wenn er mir nicht gefiel? Stop. Zu viele Gedanken. Das wird schon alles gut gehen. Ich hatte seit 10 Jahren kein schlechtes Date mehr. Allerdings schrieb ich vorher ja immer genug mit den Männern, was dieses Mal nicht der Fall war.
Ich schaute mich nochmal um. Ich glaube, da war er. Ein junger Mann kam mit den Händen in den Hosentaschen auf die Treppen zu. Ich war mir ziemlich sicher, dass er es war. Und er sah verdammt gut aus. Er trug eine dunkelblaue Jeans und einen schwarzen Pullover, der seinen sportlichen Körper betonte, Sneaker und eine Kappe. Er lächelte mich etwas herausfordernd an als er mich erblickte und langsam die Treppen hinaufging zu mir. Ich stand auf.
„Hi“
„Hi“, sagte ich etwas schüchtern zurück.
„Du bist tatsächlich gekommen.“
„Du doch auch.“
Er grinste und schaute mir sehr tief in die Augen.
Ich erwiderte seinen Blick und gab ihm damit offensichtlich eine stumme Einwilligung.
Er kam noch ein Stück auf mich zu, ohne seinen fixierten Blick von mir zu wenden.
Mein Herz raste. Er wird doch jetzt nicht wirklich……
Doch. Er kam noch näher, strich mir mit der rechten Hand eine Strähne hinters Ohr und berührte dabei zärtlich meine Wange. In mir kribbelte alles. Er behielt seine Hand an meinem Gesicht, blickte auf meine Lippen, lächelte und näherte sich langsam mit seinem Gesicht an meines. Ich schloss wie in Trance meine Augen und spürte schon bald seine Lippen auf meinen. Er küsste mich. Sanft. Vorsichtig. Abwartend. Er schien das gleiche zu spüren wie ich. Unsere Lippen öffneten sich und der Kuss wurde intensiver. Leidenschaftlicher. Seine rechte Hand wanderte von meiner Wange in meinen Nacken. Die andere lag nun auf meiner Hüfte und er zog mich ein Stück weiter an sich ran. Ganz nah. Er löste sich kurz und sagte: „Du hattest recht. Ich bekomme wirklich nicht genug.“ Er küsste mich weiter und drückte mich dabei bestimmt, aber zärtlich an die Fassade des Standesamtes. Ich kann nicht sagen, wie lange wir so da standen, aber eines war sicher: Die AGB’s des langes Kusses vor dem Standesamt haben wir erfüllt.
Irgendwann lösten wir uns aus unserem Kuss und er ließ mich los.
„Ich glaube, wir verstören die Leute.“, lachte er und blickte sich um.
„Die denken wahrscheinlich, wir kommen gerade von drinnen.“
„Ja, wahrscheinlich. Dann lassen wir sie in dem Glauben.“ Er grinste und so schnell, dass ich gar nicht protestieren konnte, hob er mich hoch und trug mich die Treppenstufen herunter. Ganz klassisch und klischeehaft.
„So, meine Braut.“, er ließ mich runter. „Jetzt musst du mich überall hin begleiten.“
„Muss ich das?“
„Ja. Ich möchte mehr von der Frau erfahren, die mich gerade so verzaubert hat.“
Manche Worte fühlen sich wirklich verdammt gut an in einem drin. Ich lächelte ihn an, er nahm meine Hand und wir gingen zusammen Richtung Rhein.
LuC A. says
Wow, eine Frau treffen, die das zulässt, gleich im ersten Moment. Hatte das zwar schon am Ende des ersten Treffens auch sogar mit erster Nacht, aber so direkt ohne Austausch vorher, das ist echt ungewöhnlich. Da wüsste ich ja echt gerne, ob ihr noch zusammen seit?