„Ich muss leider ehrlich zu dir sein: Ich date da gerade jemanden…“
„Und dennoch flirtest du mit mir.“
„Ja. Weil du mir nicht mehr aus dem Kopf gehst.“
„Und dann möchtest du dich nicht mit mir treffen?“
„Doch. Aber es wäre nicht fair dem anderen Mädel gegenüber…“
„Ein Mann der nicht zweigleisig fahren will. Wow. Ich bin beeindruckt.“
„Ja…“
…
„Scheiß drauf, ich will dich sehen. Wann treffen wir uns?“
Der Beginn einer kleinen, dreimonatigen intensiven Lovestory. Ohne Liebe, aber mit Gefühlen und ein wenig Hass am Ende.
Aller Anfang ist schwer
Ich saß an dem gleichen Tisch wie letzte Woche. Es war 19:00 Uhr, ich war wieder viel zu früh dran. Ich kritzelte gedankenverloren auf einem Blatt Papier herum. So spät noch in der Uni zu sein machte mir nichts aus. Es war das Tutorium eines Freundes und ich freute mich drauf. Mein theoretischer „fester“ Freund meldete sich sowieso oft nicht und wir sahen uns nur am Wochenende. Ich weiß gar nicht, ob er wirklich mein fester Freund war. Eigentlich nicht. Für mich zumindest nicht. Und das war auch gut so. Wir hatten Spaß miteinander, aber für mich war es nichts ernstes.
„Hey…bin ich hier richtig beim Tutorium?„, sagte eine nette Stimme neben mir. Ich bejahte seine Frage und schaute ihn kurz an. Er sah gut aus. Ein wenig älter als ich, blonde verwuschelte Haare und gut gebaut. Er setzte sich an den Tisch neben mir. Zwischen uns war noch ein Stuhl frei. Ich bemerkte im Augenwinkel, wie er mich ansah. „Heute ist doch die erste Stunde, oder?“ „Nein, das Tutorium ging letzte Woche schon los.“ bemerkte ich mit einem Lächeln. Wir kamen ins Gespräch. „Was dagegen wenn ich aufrücke?„, fragte er dann als sich der Raum weiter füllte. Natürlich hatte ich nichts dagegen. Ich war schon immer schlecht im Kontakte knüpfen und freute mich, wenn mich jemand ansprach. Egal ob Mann oder Frau.
Die Wochen vergingen
Die Woche danach kam er früher als beim Mal davor und setze sich direkt neben mich. Wir unterhielten uns wieder ganz normal. Ich würde nicht behaupten, er hätte groß geflirtet. Zumindest war es mir nicht aufgefallen. Wir verstanden uns gut. Zu gut. So gut, dass wir auch während der Stunde miteinander interagierten, was jemand anderem im Raum wiederum gar nicht gepasst hat. Wir wurden ziemlich rüde ermahnt und mir ist zum ersten Mal etwas aufgefallen: Da war jemand eifersüchtig…aber dazu mehr in einer anderen Geschichte.
Das Tutorium ging insgesamt drei Monate. Zwei Wochen vor Ende schrieb er mir seine E-Mail-Adresse in mein Buch. Natürlich nur, damit ich ihm sagen kann, was er verpasste in der kommenden Woche. Das tat ich auch und fragte, ob er denn zum Abschluss-Treffen kommen würde. Uni-Wiese, Bier und Kant’s „Kritik der reinen Vernunft“ – was will man mehr. Er war etwas verwirrt, wieso mich das denn interessieren würde. Nach ein paar weiteren E-Mails kam raus, dass er die ganze Zeit dachte, ich sei mit dem Tutor zusammen. Okay, ich kann es ihm nicht verübeln. Es kam wohl eine gewisse Feindseligkeit rüber, wie ich im Nachhinein erfuhr. Er fragte mich nach meiner Handynummer, weil er gleich los müsse und wollte sich melden.
Wie viel ist es einem wert?
„Ich muss leider ehrlich zu dir sein: Ich date da gerade jemanden…“
„Und dennoch flirtest du mit mir.“
„Ja. Weil du mir nicht mehr aus dem Kopf gehst.“
„Und dann möchtest du dich nicht mit mir treffen?“
„Doch. Aber es wäre nicht fair dem anderen Mädel gegenüber…“
„Ein Mann der nicht zweigleisig fahren will. Wow. Ich bin beeindruckt.“
„Ja…“
…
„Scheiß drauf, ich will dich sehen. Wann treffen wir uns?“
Natürlich war es nicht die feinste Art von mir oder von ihm. Aber ich willigte zu dem Treffen ein. Ich war Single. Wenn er nicht genug ernsthaftes Interesse an der anderen Frau hatte, um mir einen Korb zu geben, dann konnte ich da auch nichts für. Er wollte mich sehen. Also, warum nein sagen? Wir einigten uns auf eine Affäre. Er wollte schon immer mal eine haben und mir war es egal. Ich dachte nicht viel darüber nach, ich war ja frei. An einer ernsthaften Beziehung hatte ich derzeit auch kein Interesse. Ich war 23, jung, etwas naiv und wollte meine Freiheit genießen.
Das erste Treffen
Wir trafen uns nicht sofort. Es war gerade kurz vor Semesterende und wir hatten beide viel zu tun. Ich hatte eine sehr, sehr wichtige Klausur, mit der ich hinten und vorne nicht klar kam. Wie es der Zufall so will, hatte er diese Klausur bereits mit einer eins bestanden…also bot er an, mir beim lernen zu helfen. Allerdings nur für eine Gegenleistung. Es gab 12 Lektionen. Pro Lektion ein Kuss. Ich bezweifelte, dass mir das bei meinem Lernfortschritt half, aber ich sagte zu.
(*Natürlich fiel ich durch die Prüfung zwei Tage später.)
Es waren 35 Grad, als ich in die Bahn Richtung Mülheim stieg. Ich trug ein kurzes blaues Sommerkleid und schwarze Sandalen. Meine Haare glatt und offen. Ich sah nicht anders aus als sonst. Wir begrüßten uns schüchtern und gingen dann an den Rhein. Er war nervös. Das fand ich unheimlich süß, denn so hätte ich ihn nicht eingeschätzt. Ich fand ihn attraktiv. Er hatte etwas an sich. Kein klassischer Frauenschwarm, aber dennoch wirkte er wie jemand, der wusste, wie er mit Frauen umzugehen hat. Ich wusste, dass er älter war als ich. Aber ich hatte keine Ahnung, wie alt genau. Er beantwortete mir die Frage auch nicht. Erst einige Zeit später erzählte er, dass ihn letztens eine Frau abserviert hätte, weil sie sein Alter rausfand. Er schien mir aber zu vertrauen und verriet es mir: Er war sieben Jahre älter als ich. In unserem Alter ist das doch kein großer Unterschied. Zumindest nicht für mich.
Wir gingen stundenlang spazieren, legten uns auf die Wiese, alberten wie kleine Kinder mit Wasser herum (es war entsetzlich heiß!) und unterhielten uns. Natürlich lernten wir nicht. Er flirtete etwas offensichtlicher mit mir, als in der Uni. Er hatte sichtlich Interesse und verhielt sich auch ein wenig schüchtern und zurückhaltend. Es dauerte lange, bis wir uns das erste Mal küssten. Wir saßen auf einer Bank und ich glaube er fragte sogar um Erlaubnis. Und es war … einfach nur furchtbar. Ich war total enttäuscht. Er schien es zu merken und grinste nur. Er versuchte mich erneut zu küssen und auf einmal war es anders. Er küsste ganz verändert. Wollte er mich nur ärgern? Ich weiß es nicht. Es war nicht überwältigend toll, aber es war okay. Damit konnte ich leben.
Wir kamen an den Moment, wo man aufhört sich zu küssen und weitergeht. Was macht man da? Hält man Händchen? Wie steht man zueinander? Er war auch unsicher, schaute mehrmals zu meiner Hand, aber entschied sich dann, nicht nach ihr zu greifen.
Das Ende eines schönen Abends
Wir liefen noch ein wenig herum, knutschen immer mal wieder miteinander und als wir in Richtung Bahn gingen machte er etwas ganz unverhofftes. Er nahm meine Hand und zog mich durch eine offene Haustüre. Wir gingen die Kellertreppe hinunter, er drückte mich an die kalte Wand und küsste mich. Anders als vorher. Fordernd. Leidenschaftlich. Ich spürte was er wollte und machte mit. Das ganze ging bestimmt zehn Minuten, bis wir jemanden im Treppenhaus hörten. Wir sammelten uns kurz und wurden auf frischer Tat ertappt… der gute Mann war schockiert und fragte uns, was wir hier zu suchen hätten. Wir gingen nur schnell und stumm an ihm vorbei. Er hielt meine Hand.
Die Versuchung lag nahe, bei ihm zu schlafen. Aber er drängte weder darauf, noch brachte er es klar zur Sprache. Weshalb schlief ich in der Nacht zuhause? Ich weiß es nicht. Ich weiß auch nicht, ob ich mit zu ihm gegangen wäre. Ich weiß nur, dass ich es wollte.
Der Anfang eines heißen Sommers
Ich verbrachte daraufhin tolle sechs Wochen mit ihm. […] Irgendwann fragte ich ihn, wie es denn mit der anderen laufen würde. Ohne Hintergedanken. Er schaute mich nur verwirrt an. „Das läuft schon lange nicht mehr.„, sagte er. […]
Wir schauten uns an. Ich stieg in die Bahn. Er sah mir durch die geschlossene Türe in die Augen. Ich erwiderte seinen Blick und die Bahn fuhr los. Es war ein komischer Moment. […]
Weiter geht es in Teil 2 – Coming soon 😉
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