Dreimal war ich bereits „die andere Frau„. Ich war diejenige, mit denen sich die Männer heimlich getroffen haben. Diejenige, die ihnen mehr gab, als die Person, die es sollte. Dreimal. Aber jedes Mal anders. Ich erzähle euch heute und in den beiden vergangenen Postings von meinen Erfahrungen mit vergebenen Männern, wie ich mit der Situation umgegangen bin und was am Ende daraus entstand. Eines vorweg: Keine hat es je erfahren.
Der geheimnisvolle „Chef“
Aus Liebeskummer getrieben ergriff ich die Chance, in einer Diskothek als Garderobiere anzufangen. Nachtarbeit lenkt mich bestimmt ab, dachte ich. Ich brauchte dringend einen Job und auch die Aufmerksamkeit von betrunkenen Partywütigen würde mir bestimmt gut tun. Also fing ich an dort zu arbeiten. Bereits an meinem ersten Abend hörte ich von meinen Kollegen von jemandem, der so lieb und nett und toll ist. Ein guter Freund, für einen da und immer offen und herzlich. – Kein Wort von „gutaussehend“ übrigens. Zwei ganze Wochen vergingen, da blieb dieser Typ immer nur hörensagen für mich. Ich wurde fest in der Garderobe eingeteilt und er war – wenn er denn mal da war – der Garderobenchef. (Darunter braucht ihr euch nichts großartiges vorstellen. Er koordiniert alles und ist früher da als alle anderen. Das wars auch schon.) Auf einmal war der Abend gekommen, wo ich diesen ominösen Typen endlich mal kennenlernte. Er war groß, schlaksig und durchschnittlich. Nichts besonderes. Aber seine Art war überraschend. Offen, direkt und sehr forsch. Ich wusste ihn nicht ganz einzuordnen. Die Zusammenarbeit lief gut, wir verstanden uns und er war ein ganz normaler Kollege wie alle anderen auch. Generell war das Arbeiten dort wie mit einer kleinen Familie. Alle waren herzlich, nett und gut gelaunt. Ich habe die Zeit dort sehr genossen. Okay, zugegeben…mir gefiel es, dass ich anscheinend recht gut ankam. Bei vielen männlichen Kollegen. Aber das ist eine andere Geschichte.
… so ein perfektes Paar!
Wir arbeiteten sehr oft zusammen. Er war fast jeden Donnerstag, Freitag und Samstag da, wie ich. Oftmals haben wir auch beide von 20:00 Uhr bis 06:00 Uhr morgens zusammen gearbeitet. Anfangs auch ein paar Stunden alleine. An einem Morgen – wir hatten gerade die Garderobe aufgeräumt und waren alleine – kam ein anderer Mitarbeiter zu mir und flirtete mit mir. Nichts neues, aber ich hatte Interesse an ihm. Als er weg war sagte er zu mir: „Er ist nicht der einzige mit Interesse…“ Ich schaute ihn nur skeptisch an und erwiderte: „Du hast doch eine Freundin„. „Ja, ich weiß„, sagte er nur nachdenklich und damit war das Gespräch beendet.
Ich wusste von seiner Freundin. Nicht von ihm, aber von anderen. Zwei seiner Klassenkameradinnen arbeiteten ebenfalls in der Diskothek. Sie sagten immer wieder, was er für ein toller Freund sei, wie glücklich die beiden seien und wie sehr er sie liebte. Ein perfektes, glückliches Paar nach außen.
Frohes Neues
Ich hatte wie viele andere auch kein Problem damit, an Silvester zu arbeiten. Er auch nicht. Motivation war mitunter auch die danach startende Silvesterparty der Mitarbeiter. Diese ging um 10:00 Uhr morgens los und endete für mich um 12:00 Uhr, weil ich danach zum Neujahrsessen zu meinen Eltern musste. In diesen zwei Stunden betranken wir uns natürlich alle. Er saß neben mir und nahm irgendwann meine Hand. Ich lies es zu. Ich mochte ihn. Und ich hatte wegen des eben erwähnten Mitarbeiters ein wenig Kummer. Der lies mich nämlich einfach alleine da stehen und hatte Probleme, zu seinen Gefühlen zu stehen. Daher lies ich den Annäherungsversuch zu. Mehr passierte allerdings auch nicht. Wir hielten Händchen, vor allen anderen, und verabschiedeten uns irgendwann.
Er schrieb mir danach, dass er seine Freundin nicht verlassen könne. Dabei blieb es auch. Denn ich kam kurze Zeit später mit jemand anderem zusammen. Aus uns wurden sehr gute Freunde, wir hatten einen gemeinsamen Freundeskreis und unternahmen oft etwas miteinander. In der Gruppe natürlich nur. Allerdings ohne meinen damaligen Freund. Immer.
Wir wurden wirklich sehr gute Freunde. Er war mein bester Freund. Ich konnte mit ihm über alles reden. Auch über meine Beziehung. Er erzählte mir von seinen familiären Problemen. Von seinem Leben. Er war eine Schulter zum Anlehnen, ein Ratgeber und brachte mich zum lachen.
Love, oh Love…
Wir verliebten uns ineinander. Er war unglücklich in seiner Beziehung und ich auch in meiner. Als meine Beziehung kaputt ging (nach 3 Monaten) hatte ich die Hoffnung, dass es nun vielleicht etwas wird mit uns. Aber er schaffte es nicht sich zu trennen. Er liebte sie nicht. Und tat es noch nie. Er sagte, er war nur mit ihr zusammen, weil sie ihn wollte damals. Er kannte das nicht. Also nahm er sie. Er fand sie nicht attraktiv, sie war ihm zu dick. Beim Sex dachte er immer an ihre Schwester. Sie hatten ein kleines Buch, indem sie kitschige Dinge aufschrieben. Er sagte, darin sei alles gelogen. Ebenso die Liebes-Mails, die er mir zeigte. Alles gelogen seinerseits. Die ganze Beziehung eine farce. Nach Außen und Innen. Das tat ihm Leid. Leid für sie. Sie sei so ein nettes und liebes Mädchen. Er hatte sie nicht verdient. Er wollte ihr nicht noch mehr Leid zufügen, indem er sie verließ. Wir sprachen da auch offen drüber. Er wollte mit mir zusammen sein. Und er wollte sie nicht betrügen. Also versuchten wir, unsere Gefühle füreinander zu unterdrücken. Ich kam wieder mit meinem Ex-Freund zusammen. Er blieb bei ihr. Er spielte weiter den perfekten Freund für sie. Tat alles für sie. Belog sie und sich weiterhin.
Kiss Me
Wir verbrachten auf der Arbeit viel Zeit miteinander. So ging es natürlich nicht so gut, die Gefühle zu unterdrücken. Ich war unglücklich in meiner Beziehung. Er behandelte mich nicht gut. Ich war in jemand anderen verliebt und derjenige in mich. Wie lange konnte das so gut gehen? Wir waren in einem Freundeskreis. Unternahmen viel zusammen. Und so auch an jenem Sonntag Morgen nach der Arbeit….
Wir gingen mit mehreren zum McDonalds frühstücken. Irgendwann waren nur noch er und meine beste Freundin da. Wir saßen nebeneinander. Eigentlich wollten wir gerade gehen, da ist meine Freundin leider eingeschlafen. Sie schlief tief und fest. Na super. Wir waren alleine. Hier beende ich diesen Part der Geschichte, weil ich mich einfach nicht so genau an diesen Moment zurück erinnern möchte. Ich empfinde hierbei Scham. Seiner Freundin gegenüber und mir gegenüber. Im Nachhinein war dies ein ganz großer Fehler.
Lovestory
Ein Tag nach diesem Kuss fuhr er mit ihr eine Woche auf Klassenfahrt nach Italien. „Ich vermisse dich!„, kam irgendwann per SMS. Er erzählte mir später, dass er ihr in dieser Woche so gut es ging aus dem Weg gegangen ist. Und andere schon gefragt hatten, was los sei. Dass auch sie die Welt nicht mehr verstanden hatte. Sie hatte Angst, dass er sie verließ. Weinte. Und er tröstete sie. Aber er schaffte es nicht, sie zu verlassen.
Ich trennte mich derweilen von meinem Freund. Nicht wegen dem anderen Mann, sondern weil er mich betrogen hatte. Ironie des Schicksals. Denn auch dies passierte, als er eine Woche wegfuhr mit seiner Ex…
Nach der Klassenfahrt lief die Sache mit uns weiter. Wir trafen uns alleine. Verbrachten viel Zeit zusammen. Redeten viel. Küssten uns. Er versprach, sie zu verlassen. Aber nicht mitten im Schuljahr. Er saß neben ihr. Es wäre eine Katastrophe gewesen. Und so wartete ich….nach fünf Wochen war es dann soweit. Er verließ sie. Und war offiziell (und laut Facebook) Single. Kurze Zeit später kamen wir zusammen.
My Miserable Ending
Dieser dritte Teil ist mir am schwersten gefallen zu schreiben. Es ist nämlich die einzige Geschichte, die ich wirklich bereue. Wer die beiden anderen Teile verfolgt hat weiß ja sicherlich, dass dies hier die einzige Geschichte mit „Happy End“ ist. Ich wurde von der anderen Frau zur festen Freundin. Und das – das würde ich am liebsten rückgängig machen. Dass auch dieses Happy End nicht ewig währte, könnt ihr euch bereits denken. Es folgte eine längere, sehr unglückliche und schmerzhafte Beziehung. Und mal ehrlich: Mit einem Menschen, der eine Frau so behandelt, kann man nicht glücklich werden. Die Hoffnung, er würde mich nicht so behandeln, bereue ich am meisten. Ich war jung und naiv. Aber ich bin auch an dieser Erfahrung gereift. Die Männer aus Teil I und Teil III sind sich sehr ähnlich. Wer in der Lage ist jemanden so zu belügen, der wird dies immer tun.
Verena says
Habe deine Drei Geschichten gelesen und wollte unter den dritten Absatz das schreiben, was du selbst aber in diesem Post als letzte Sätze gesagt hast. Ich lese gerne deine Geschichten.
Aber, wie konntest du gleich drei Mal in so eine Situation geraten? Eigentlich sollte, Gefühle hin oder her, das Thema durch sein, wenn man erfährt, dass eine Person eigentlich in einer festen Partnerschaft ist. Aus verschiedenen Gründen – könnte da einiges auflisten. Im Endeffekt wird man durch sowas nicht glücklich, wie du ja selbst unten im Post festgehalten hast.
Freue mich auf weitere Posts von dir. Viele Grüße
Sabrina Wirth says
Liebe Verena,
danke für deinen Kommentar 🙂
Ja, wenigstens habe ich draus gelernt. Die Geschichten sind ja schon mehrere Jahre her – sonst würde ich sie auch noch nicht teilen.
Ich finde es schwer, die Freundschaft zu jemandem abzubrechen oder eine Person zu meiden, damit keine Freundschaft entsteht, nur weil sie vergeben ist. Im Endeffekt hätte ich das alle drei Male tun müssen, damit diese Situation nicht entsteht. Weil es ja nie geplant war, sondern sich entwickelt hat…