Es war eine Nacht wie jede andere auch. Ich wurde gegen 8 Uhr morgens wach, einfach so. Ich drehte mich von der einen, zur anderen Seite, anstatt wie sonst bis 11 Uhr tief und fest zu schlafen. Bis plötzlich das Telefon klingelte. Meine Eltern lagen noch im Bett. Es dauerte etwas, bis mein Vater endlich den Hörer abnahm. Aber da wusste ich es schon. Ich wusste beim ersten Klingeln, was passiert ist. Mir liefen ein paar Tränen über die Wangen und ich schlief wieder ein. Unruhig. Wälzte mich hin und her. Träumte irgendeinen Unfug.
Noch bevor ich jemanden vor meiner Zimmertüre hörte, wurde ich wieder wach. Mein Herz klopfte und mein Kopf schrie: „Nein, bitte nicht!“ Die Türe wurde geöffnet. Jemand setze sich an meine Bettkante und legte die Hand auf meinen Rücken. Ich drehte mich um und sah meinen Vater mit Tränen in den Augen an. „Nein“, flüsterte ich nur. Ich wollte mich geirrt haben. Und dann sagte er die Worte, die meine Tränen nicht mehr aufhielten. Ich weinte. Und ich hörte lange Zeit nicht mehr auf. Es war plötzlich real. Und diesmal würde es nicht verschwinden, indem ich mich wieder schlafen legte.
Mein Vater nahm mich nur selten in die Arme. Aber jetzt hielt er mich fest und streichelte meinen Kopf. Wir waren uns nah. Nah in unserem Schmerz und unserer Trauer.
Ich stand auf und stieg unter die Dusche. Das Wasser tat gut. Es spülte die Tränen ab und für diese wenigen Minuten fühlte ich nur das warme Wasser auf meinem Kopf und meinem Gesicht. Keinen Tränen mehr.
Als ich aus dem Badezimmer kam, nahm ich den Stoffhasen in die Hand. Ich trug ihn stundenlang mit mir herum. Mir war egal, dass ich bereits 18 war und zu alt war für Stofftiere. Aber er war von ihr. Zu Ostern vor ein paar Jahren. Und ich lies ihn nicht mehr los.
Wenig später kam mein Bruder endlich bei uns an. Es tat gut, in seinen Armen wieder zu weinen. Es war befreiend und doch wurde alles nur noch realer dadurch. Real, und unabwendbar, die Tatsache zu akzeptieren, dass ich nun keine Oma mehr hatte.
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