Ich liege im Bett. Es ist 9.30 Uhr an einem Samstag. Ich hätte dich schon längst hören müssen. Normalerweise wache ich immer auf, wenn du das Haus verlässt. Aber heute nicht. Ich habe Angst. Du liegst noch im Bett, vermute ich. Mein erster Gedanke: „Dein Herz hat aufgehört zu schlagen.„
Es ist nun genau 7 Monate her. Ich werde diesen Tag niemals vergessen. Ich saß im Schlafzimmer an dem runden Tisch, vor mir mein Laptop. Ich hatte noch genau 10 Minuten zu arbeiten. Es war 12.50 Uhr. Es klopfte an der Tür. Meine Mutter kam herein. Sie hatte Tränen in den Augen. „Sabrina?“, sagte sie mir schwacher Stimme. „Hast du kurz Zeit?“ Mein Herz schlug schneller. Es war genau wie damals. Ich wusste es. „Ist was passiert?“ fragte ich. Sie nickte. „Papa!“ sagte ich entsetzt. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis sie endlich ansetzte. „Er hatte einen Herzinfarkt.“ Meine Welt blieb für einen kurzen Augenblick stehen. Nein. Nicht mein Papa. Nein. Nein. Nein. „Es war wohl nur ein leichter und ihm geht es gut.“ Trotzdem weinte sie. Er hat sie selbst angerufen aus dem Krankenhaus. Ein Stein fiel mir vom Herzen. Dennoch war etwas mit mir passiert. Ich fasste mich, war stark für meine Mutter, die in meinem Arm weinte. Ich schüttelte die Gefühle ab. Nach 15 Minuten ging sie wieder nach oben, falls Papa nochmal anrief. Ich stand regungslos im Flur. Wie automatisch ging ich ins Badezimmer, zog meine Klamotten aus und stieg unter die Dusche. Ewig. Endlos. Das heiße Wasser lief mir über den Kopf, übers Gesicht, über den Körper. So spürte ich meine Tränen nicht.
Es ist genau diese Angst, die mich seit 7 Monaten weiter verfolgt. Ich liege im Bett. Hatte Szenarien im Kopf, dass dein Herz aufhörte zu schlagen und du deswegen noch nicht aufgestanden bist. Angst.
Ich hatte um 08:00 Uhr zu tief geschlafen, um dich zu hören. Du warst schon längst auf. Es ging dir gut. Dein Herz schlägt im Takt. Dennoch nagt es an mir. Diese Angst. Dich zu verlieren. Unerträglich.
Wir sitzen zusammen am Tisch. Du fasst dir an den linken Arm. Mein Herz setzt einen Takt aus. Aber es geht dir gut.
Du bist länger als sonst weg. Ich weiß nicht, wo du bist. Meine Gedanken kreisen um dich. Wie du reglos im Auto sitzt. Dein Herz schlägt nicht mehr.
Zwei Tage hintereinander schrecke ich morgens auf. Das schlimmste Szenario ist eingetroffen. Ich habe es erlebt. So real. Mit Tränen. Mit Schmerz. Im Traum.
Diese Angst verfolgt mich. Immer wieder. Fast Tag für Tag. Ich habe Angst. Große Angst. Dass ich dich verliere.
Mias Anker ⚓️ says
Ich hatte gerade Tränen in den Augen. Das war sehr traurig, aber auch sehr rührend. Angst lässt uns oft wachsamer werden, doch wir dürfen sie nicht über unser Leben bestimmen lassen…alles gute!