Dreimal war ich bereits „die andere Frau„. Ich war diejenige, mit denen sich die Männer heimlich getroffen haben. Diejenige, die ihnen mehr gab, als die Person, die es sollte. Dreimal. Aber jedes Mal anders. Ich erzähle euch heute und in den beiden kommenden Postings von meinen Erfahrungen mit vergebenen Männern, wie ich mit der Situation umgegangen bin und was am Ende daraus entstand. Eines vorweg: Keine hat es je erfahren.
Es war einmal…
Das Erste Mal, dass ich die andere Frau war, geschah noch in der Schulzeit. Wir lernten uns über gemeinsame Freunde kennen, verstanden uns auf Anhieb gut, aber hielten Abstand zueinander. Er war gerade frisch mit M. zusammen, ich hatte mit ihr aber nichts zu tun. Sie war eine Freundin meiner besten Freundin S., und so hing sie ab und an mit uns rum. D. dann auch. Sie klebe immer förmlich an ihm. Ob ihm das gefallen hatte – keine Ahnung. Ich glaube, sie mochte mich von Anfang an nie. Sie war ebenso wenig beliebt wie ich, hatte nicht viele Freunde. Ich glaube es störte sie, dass ich mit S. besser befreundet war, als sie. Es lag von Anfang an eine gewisse Eifersucht bei ihr vor. Das machte die Tatsache, dass ich mich immer besser mit D. verstand, nicht besser. Wir hingen in den Freistunden zusammen ab, nicht alleine, aber auch fast nie mit M. zusammen. Unsere Stundenpläne haben gut harmoniert. Zuhause angekommen, fingen wir an bei ICQ zu chatten. Täglich. Bis spät in die Nacht. Ich bekam viel von seinen Streits mit M. mit. Er war sehr unglücklich. D. war generell kein glücklicher Mensch. Ich konnte mich gut in ihn hineinversetzen, mir ging es oft ähnlich. Wir waren auf einer Wellenlänge und wurden mit der Zeit richtig gute Freunde. Wir telefonierten, chatteten von Schulaus bis nachts, trafen uns ab und an. Es war schön. Aber es war nicht nur Freundschaft. Anfangs schon, aber da war mit der Zeit mehr. Wir flirteten miteinander. Keiner wusste, ob der andere dies aus Spaß tat, oder nicht. Wir stempelten es beide als Humor ab und machten weiter so.
Irgendwann fingen wir an, uns abends zu treffen und zu trinken. Er nahm mich mit zu seinen Kumpels, wir tranken viel und hatten großen Spaß. Natürlich flirteten wir so noch mehr miteinander. Aber es ist lange Zeit nichts passiert. Wir gingen zu zweit zu Rhein in Flammen, sahen uns das romantische Feuerwerk an. Nichts passierte. Wir wussten beide, dass wir wollten. Es durfte aber nicht sein. Wir sprachen sogar drüber. Dass es nicht sein darf. Wir es aber wollten.
„Nun musste es passieren…“
Natürlich kam es, wie es kommen musste. D. stritt sich mal wieder mit M., wir trafen uns Freitag Abends im Kurpark mit einer Flasche Wodka und tranken. Wir blödelten rum, neckten uns und dann saß ich auf seinem Schoß. Wir waren beide still. Nun musste es passieren. Monatelang lag es in der Luft. Also küssten wir uns. Wir wussten, dass es falsch war. Aber das war uns in dem Moment einfach egal. Dabei blieb es aber auch. Wir wussten, das durfte sich nicht wiederholen.
Tatsächlich tat dies unserer Freundschaft keinen Abbruch. Es lief alles weiter wie vorher, wir erzählten niemandem davon, schränkten unseren Kontakt aber keineswegs ein. Im Gegenteil. Wir flirteten noch mehr miteinander. Wir trafen uns weiter. Wir verbrachten nächtelang draußen in der Stadt und unterhielten uns, bis die Sonne morgens aufging. Immer wieder dazwischen waren Abende, wo er nicht mehr konnte. Diese Beziehung mit ihr nicht mehr wollte. Aber er konnte sich nicht lösen. Und so blieb er vergeben. Wir trafen uns weiter zum trinken abends, aber es ist nichts mehr passiert. Wir wollten gerne. Aber er konnte sich nicht von seiner Freundin lösen. Und so beließen wir es dabei. Dass da mehr ist zwischen uns, war klar. Wir sprachen auch drüber, wie es wäre. Aber dafür hätte er die Beziehung beenden müssen, was er nicht tat.
So ist es doch immer, oder? Ich hatte allerdings nicht wirklich drauf gehofft. Ich fand es schön zwischen uns. Und schaute mich natürlich nach anderen Männern um. Da war auch einer, was D. absolut nicht passte. Er war eifersüchtig. Aber hatte absolut kein Recht dazu. Dennoch machte das etwas mit ihm und kurze Zeit später lag er bei mir im Bett. Nein, wir haben nicht miteinander geschlafen. Aber er blieb über Nacht. Und war nüchtern.
Wir bereute beide nicht, was passiert ist. Wir wussten beide, dass wir Gefühle füreinander hatten und dass er mit M. Schluss machen musste. Er hatte es auch vor. Mehrmals tat er es, knickte aber wieder ein. Ich wartete. Bis zu jenem Abend, vor der großen Geschichts-Abiturklausur. Wir schrieben wie immer miteinander. Er hatte gerade wieder mit ihr Schluss gemacht. Er flehte mich an, nicht offline zu gehen. Er bräuchte mich. Aber ich musste lernen. Ich war kurz davor, mein Abitur zu vermasseln. Also ging ich offline.
„Du hättest nicht offline gehen sollen!“
Am nächsten Tag – wie der Zufall es so will – sah ich D. in dem Raum meiner Abiturklausur. Sein und mein Kurs wurde in den gleichen Raum gesetzt. Ich freute mich und setze mich neben ihn. Ihm war das sichtlich unangenehm. Aber unterhalten konnten wir uns nicht. Er war vor mir fertig und ging hinaus. Kurze Zeit später lief ich glücklich die Treppen zum Foyer hinunter – und sah sie. D. und M. miteinander vereint. Wiedermal. Ich schaute ihn böse an und er mich sehr schuldbewusst. Zuhause schrieb er mir sofort. Ich hätte nicht offline gehen sollen….deshalb wäre er wieder eingeknickt. Das wars für mich. Ich stand ihm ein ganzes Jahr jeden Tag bei, tröstete ihn wegen seiner unglücklichen Beziehung. Sie machte ihn fertig. Er lästerte über sie. Er hatte Gefühle für mich. Er betrog sie. Natürlich hätte ich für ihn da sein müssen an jenem Abend. Aber ich hatte einmal an mich gedacht. An meine Zukunft. Und wenn er das bestrafen wollte – bitte sehr. Denn letzten Endes war er derjenige in einer sehr unglücklichen Beziehung. Und ich frei.
Wir sprachen nie wieder ein Wort miteinander. Wenige Tage nach dem Abitur trennte er sich endgültig von ihr. Jegliche Kontaktaufnahme seinerseits ignorierte ich. Und das habe ich auch nie bereut. M. wusste nie, was zwischen uns war. Sie konnte es ahnen. Aber den Nachrichten von ihr nach dem Abitur an mich zu urteilen, dachte sie immer, sie wäre etwas besseres. Dass ihr Freund sich in mich verliebt hatte – davon war sie ahnungslos. Sie hat mich immer mies behandelt. Hinter meinem Rücken Gerüchte verbreitet. Bei mir so getan, als wäre ich eine Freundin für sie. Ich habe vieles erfahren. D. und S. sagten mir, wie und was sie über mich redet, wie abfällig und gemein.
Sorry – aber da habe ich auch keine Gewissensbisse, etwas mit deinem Freund zu haben, Mädchen.
Titelbild: JUrban (Pixabay)
*Auch wenn es nur Anfangsbuchstaben sind, stimmen diese natürlich nicht mit den Originalpersonen überein.
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