Bisher habe ich mich sehr zurück gehalten, etwas zu den Geschehnissen auf der Welt oder in Deutschland zu schreiben. Aber da dies nicht bedeutet, dass mich die Themen nicht beschäftigen oder mitnehmen, habe ich meine Meinung nun geändert. Ich will etwas sagen und ich muss etwas sagen. Ich denke, dass ich mit diesem Satz vielen aus der Seele spreche – es aber nur die wenigstens zugeben: Ich habe Angst! Ich habe schreckliche Angst vor dem, was gerade in Europa passiert. Vor dem, was gerade in Deutschland passiert. Und vor dem, was noch kommen könnte.
Deutschland. Wie können in einem Land, dass es eigentlich besser wissen müsste, solche Wahlergebnisse zu Stande kommen!? Ja, es sind viele unzufrieden. Ja, ich denke auch, dass unsere Regierung nicht alles so unter Kontrolle hat, wie sie es gerne hätte und vorgibt. Aber aus genau dieser Unzufriedenheit kam das Jahr 1933 zu Stande. Ich gehe nicht auf die Einzelheiten ein, die sollten zwar jedem bekannt sein, aber dass diese Zeit den wenigstens noch präsent ist, zeigen diese Wahlergebnisse deutlich. „Ein Zeichen setzen“ – ja, okay. Aber welche Auswirkungen dieses Zeichen auf das gesamte Land hat, ist den wenigstens bewusst. Ich denke auch, dass die Wenigsten solche Ergebnisse erwartet haben. „Ich wähle die AFD um meinen Unmut auszudrücken!“ – wenn das tausende von Menschen denken und tun, ohne sich den Konsequenzen bewusst zu sein, was passiert, wenn mehr als nur sie selbst so denken und handeln, dann sind wir ganz schnell wieder in den 1930-er Jahren angelangt. Das ist das Problem: Der Egoismus mancher Menschen. „ICH bin unzufrieden. Deshalb wähle ICH die AFD um zu protestieren.“ Und schon sind wir bei über 20 %, weil an einem bestimmten Punkt aufgehört wird zu denken.
Ich hatte Geschichts-Leistungskurs in der Schule. Wir haben das Thema Nationalsozialismus ausreichend behandelt. Was aber oft ausgelassen wird, ist die Zeit davor. Die Weimarer Republik, die Jahre 1918 – 1933, die Jahre wie es dazu kommen konnte. Wir im Geschichts-LK haben diese Zeit behandelt. Und ich sehe deutliche parallelen. Wir sind noch lange nicht an 1933 herangekommen, aber der Weg dahin ist gerade Ähnlich wie damals. Und deshalb habe ich Angst. Angst vor dem, was noch auf uns zu kommt hier in Deutschland. Angst davor, dass unsere Regierung die Kontrolle verliert, Angst vor sich abzeichnenden Wiederholungen der Geschichte.
Europa. Zu den Anschlägen in Paris habe ich mich nicht geäußert. Ich habe weder etwas gepostet, noch mein Facebook Profilbild in blau-rot-weiß gehüllt. Auch zu Charlie Hebdo sagte ich nichts. Ich schweige oft aus Angst. Angst zu haben in dieser Zeit ist falsch – man soll Stärke zeigen, zusammen stehen und dem Terror den Kampf ansagen. Ja, das sollte man. Aber wenn wir alle man ganz ehrlich sind haben wir es doch alle: Angst! Die Anschläge in Brüssel gestern zeigten doch mal wieder, wie wenig wir bezüglich des Terrors unter Kontrolle haben. Es mögen einige Dinge frühzeitig erkannt oder auch verhindert worden sein, ja. Aber ich finde nicht, dass dies so pauschalisiert werden sollte. Die Regierungen sagen uns immer wieder, dass alles unter Kontrolle ist. Ist es so? Oder wächst ihnen die ganze Situation über den Kopf? Vertrauen. Ja, wir sollten darauf vertrauen, dass alles in der Macht stehende getan wird, um den Terror zu bekämpfen. Bekämpfen. Vielleicht läuft am Ende alles genau darauf hinaus. Auf einen Kampf. Auf einen Krieg. Auf einen 3. Weltkrieg gegen den IS. Auch davor habe ich Angst.
Ich wohne in Köln. Früher, als ich in einer Kleinstadt wohnte, brauchte mich so etwas nicht wirklich kümmern. Was soll da schon passieren. Aber jetzt in Köln ist ein Anschlag in der Domstadt nicht auszuschließen. Ich habe Angst wenn ich über die Domplatte gehe. Auf den Weihnachtsmärkten im Dezember hatte ich Angst anfangs. Nach einer Zeit beruhigte sich alles wieder und die Märkte füllten sich auch. Aber jetzt ist die Angst wieder da. Greifbar. An öffentlichen Plätzen ist eine gewisse Unruhe zu spüren. Im Hauptbahnhof ebenfalls. Ich fühle mich nicht sicher an solchen Orten. Ich habe Angst! Und das gebe ich offen zu.
Titelbild: Kanenori via Pixabay
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