Ich denke, fast keiner von uns kann sich freisprechen, die App Tinder schon einmal benutzt zu haben. Auch ich habe mich eingehend mit dieser netten Software beschäftigt. Aber auch nicht lange. Ich wischte ein wenig hin und her, schrieb ein bisschen mit den Männern und öffnete die App lange Zeit nicht mehr. Bis ich auf etwas sehr, sehr interessantes gestoßen bin…
Angefixt wurde ich wieder von der Zeitschrift „Neon„, dort las ich nämlich einen ziemlich interessanten und spannenden Bericht einer Autorin über ihre Tinder-Erfahrungen. Als angehende Journalistin wollte ich das auch machen. Ich fing also wieder an die App zu verwenden und notierte meine Erfahrungen. Unter Anderem erstellte ich eine Strichliste:
- Anzahl der Männer, die ich geliked habe
- Anzahl der Matches
- Erster Satz: Sexuelle Anspielung
- Erster Satz: „Hi, wie geht’s?“
- Wie lange dauerte es, bis zur Frage nach einem Treffen
- … und so weiter
Es war unfassbar witzig und spannend. Ich hatte großen Spaß daran, meine Recherche zu verfolgen. Diese Recherche beinhaltete es allerdings auch, mich mit ein paar Kandidaten zu treffen. Aber nicht mit den plumpen und widerlichen Kandidaten. Eher mit den nett klingenden, sympathischen Männern. Ich hielt das Ganze so: Ich schrieb ein paar Wochen mit ihnen und ging erst dann auf ein Treffen ein. Insgesamt traf ich mich mit zwei verschiedenen Männern. Davon werde ich euch nun im einzelnen berichten…
Kandidat Nummer Eins: Der Künstler
N. war wirklich ein Top-Kandidat. Er schrieb ganz normal, war nett, lieb, stellte interessierte Fragen, meldete sich regelmäßig. Und er fragte nicht sofort nach einem Treffen. Was auf jeden Fall ein großer Pluspunkt zu den meisten anderen war. Nach 2-3 Wochen schlug er dann doch ein Date vor, weil er mich gerne mal kennenlernen wollte. Ich freute mich wirklich sehr darüber, denn er fiel genau in mein Muster: Er spielt Akustik-Gitarre, sieht wirklich gut aus und studierte Jura. Er passte vom Alter her, schrieb sehr schöne Dinge und klang aufrichtig. Wir hatten uns natürlich bei Facebook schon geaddet, wir wollten ja wissen, wie der andere aussieht, tickt und was er so veröffentlicht hatte. Mir gefiel alles an ihm. Die Fotos auf Facebook waren noch viel besser als bei Tinder. Vor allem das eine, mit seiner Gitarre…
Unser erstes Date fand im Deutzer Park statt. Ich war unglaublich nervös. Er auch. Wir begrüßten uns schüchtern und gingen dann einige Stunden spazieren. Wir konnten uns prima unterhalten, uns gingen nie die Gesprächsthemen aus. Ich würde euch gerne noch mehr Details erzählen, aber ich kann mich nicht mehr so richtig erinnern. Komisch, wie das Gehirn funktioniert.
Ich weiß, dass wir uns an dem Tag auf einer Parkbank geküsst haben. Es war ein toller Kuss. Ruhig, zärtlich, intensiv. Er kann toll küssen.
Unser zweites Date ging ins Kino. Wir schauten uns „Planet der Affen – Prevolution“ an. Wir hielten Händchen im Kino. Danach spazierten wir noch etwas und küssten uns. Ich weiß, dass ich ihn mochte. Aber der Funke war nicht so richtig übergesprungen. Er war schüchtern, ein wenig unbeholfen, aber zeigte ehrliches Interesse an mir.
Der Anfang vom Ende
Das dritte Date war leider der Anfang vom Ende. Ich lud ihn zu mir ein. Wir lagen gemeinsam auf meinem Bett, unterhielten uns. Irgendwann fingen wir an uns zu küssen. Ab da war es für mich vorbei. So toll er aussah, so toll er küssen konnte, so toll er roch…wenn eins nicht geht, dann Leberwurst-Geschmack beim Küssen. Wäre das nicht gewesen, wäre bestimmt auch mehr passiert. Aber das ist ein No-Go.
Ich brachte es nicht übers Herz, ihm das zu sagen. Ich beendete unser Treffen vorzeitig und ging ihm danach aus dem Weg. Ich weichte seinen Nachrichten aus und habe einen Streit angefangen. Der arme Kerl wusste gar nicht, wie ihm geschah.
Um ehrlich zu sein, störte mich noch etwas, weshalb ich den Streit anfing. Ich sah auf seinem Facebook-Profil ein Foto von vor ein paar Monaten. Es zeigte ihn mit einer hübschen Frau, sehr nah. Und ich sah eine Verlinkung, dass sie sich auch jetzt immer noch mit ein paar anderen regelmäßig treffen. Als ich auf ihr Profil ging, sah ich ein altes Profilbild von ihr mit ihm zusammen. Es sah aus, als wären die beiden ein Paar. Ob er nun noch Kontakt mit seiner Ex-Freundin hat, oder ob die beiden nur echt enge Freunde waren, keine Ahnung. Aber es war Grund genug für mich, das Ganze zu beenden. Nach drei Dates fand ich es nicht angebracht, ihn danach zu fragen. Ich war aber auch nicht bereit, mich so weiter auf ihn einzulassen.
Ich wollte mich gerne in ihn verlieben. Er war schon eine Art Traummann für mich. Er sah toll aus, war schlagfertig, nett, witzig, mochte die gleichen Dinge wie ich und er spielte Gitarre. Ich kann gar nicht oft genug betonen, wie sehr ich das an ihm mochte. In meiner Vorstellung sollte mein Traummann mir mein Lieblingslied auf seiner Akustischen Gitarre vorspielen….natürlich konnte N. das Lied. Aber in den Genuss ihn spielen zu sehen, kam ich leider nie.
Kandidat Nummer Zwei: Der Traumprinz
Kommen wir nun zu dem zweiten Mann, den ich über Tinder kennengelernt habe. Wir schrieben 5 Wochen, bis wir uns das erste Mal getroffen haben. Er war nett, lieb und klang sehr aufrichtig. Ich fand gefallen an ihm. Schon sehr am Anfang sagte er, er würde mich gerne treffen, fände dies aber noch zu früh. Mit dem Satz hatte er mich. Wir schrieben irgendwann über WhatsApp weiter. Erzählten uns intime Dinge aus unseren Leben. Ich wartete die ganze Zeit drauf, dass er mich endlich nach einem Date fragte. Da wir den ganzen Tag über schrieben, täglich, kam es mir wie eine Ewigkeit vor, bis er mich endlich einlud.
Ich überspringe dieses erste Treffen und alles weitere nun bewusst, weil genau hier eine ganz andere Geschichte los geht. Nämlich die von mir und meinem langjährigen Freund. Ja, ihr habt richtig gelesen: Ich bin mit diesem Mann immer noch zusammen. Wenn das nicht mal eine echte Tinder Lovestory ist 😉
Das Ende der Geschichte
Naja, was soll ich sagen: Ich beendete die Recherche für meinen Artikel, der nie entstand. Ich hatte nicht genügend „Material“ zusammen, ich wollte eine Recherche über mehrere Monate und mehr Erfahrung sammeln, um einen journalistisch gut recherchierten Artikel zu verfassen. Und ich hatte schon gar nicht im Ausblick, ein positives Fazit zu schreiben. Aber so ist es nun. Kein richtiger Artikel, kein negatives Fazit, sondern stattdessen eine langjährige Beziehung.
Eine Tinder-Lovestory mit Happy End.
Wer hätte das am Anfang gedacht? Ich jedenfalls nicht.
Erzählt mir von euren Tinder-Geschichten: One-Night-Stands, Beziehungen oder sogar die große Liebe?
Julia says
Hallo liebe Sabrina,
ach, wie schön! Das ist ja ganz ähnlich wie bei uns gelaufen – nur, dass es Tinder damals noch nicht gab, dafür aber viele andere Plattformen im Netz. Aber so oder so erlebt man da auf jeden Fall die eine oder andere Geschichte, an die man vielleicht auch gerne zurückdenkt – oder über die man lachen kann. 🙂 Ich freue mich, dass ich dank Katis Blogparade nun auch deine Geschichte lesen durfte, denn es ist eine von denen, die das Leben schreibt und die doch viel zu schön ist, um sie nicht zu erzählen. Dir und deinem Mann alles Gute!
Liebe Grüße
Julia