„Ich liebe dich.“ Dies ist sicherlich der Satz, den man mit am häufigsten hört. Aber bedeutet er auch immer das, was wir uns dadrunter vorstellen? Weshalb hat dieser kleine Satz, so eine gefühlt große Bedeutung? Und wann ist der richtige Zeitpunkt, dies unserem Partner mitzuteilen?
Unterschiedliche Verwendung der Worte „Ich liebe dich“
Heutzutage werden diese kleinen drei Worte viel zu oberflächlich verwendet. Man hört sie an jeder Ecke, jeder sagt es gefühlt zu jedem. In Amerika zum Beispiel sagt man sogar zu seinem Hund „I Love You“, zur besten Freundin oder dem Postboten. Während in amerikanischen Filmen und Serien immer ein großer Aufriss um diese Worte gemacht wird, werden sie im Alltag doch viel zu häufig ge- und missbraucht.
Man denke nur an Leonard & Penny in Big Bang Theory. Charlie wollte Chelsea direkt heiraten, weil sie seine Worte nicht erwiderte. Bei Sex and the City war eine Beziehung erst wirklich ernst, nachdem diese Worte gesagt wurden. Dean verließ Rory, weil sie nur „Danke“ sagte. Und auch Ross & Rachel machten eine halbwegs große Sache daraus.
Zweierlei Maß, denn gerade in Amerika ist es gang und gäbe „I Love You“ zu jedem Familienmitglied zu sagen. Auch bei uns in Deutschland bekomme ich öfter mit, dass vor allem zu den Eltern (oder auch Schwiegereltern) „Ich liebe dich“ gesagt wird. Für mich undenkbar. Für mich ist das eine andere Art der Liebe, daher verwende ich diese Worte nur in Paarbeziehungen.
Love, Love, Love
Das Gefühl der Liebe ist etwas, das wächst, sich stetig weiterentwickelt und mit der Zeit immer intensiver und stärker wird. Die Liebe zu einem Partner kann – meiner Meinung nach – nicht schon nach den ersten Tagen oder Wochen mit einem „Ich liebe Dich“ besiegelt werden, ohne dem Partner und vor allem sich selbst etwas vorzumachen.
Ich habe es zu jedem festen Freund gesagt. Ich habe es sogar schon mal zu einem Ex-Freund gesagt. Ich habe es jedes Mal gesagt, ohne zu wissen, was es wirklich für mich bedeutet. Ich habe es noch nie zuerst gesagt. Ich sagte es jedesmal aus Zugzwang. Nie hat es länger gedauert als 2 Wochen, bis meine Partner es zu mir sagten. Manchmal wurde direkt verlangt, es zu erwidern. Manchmal lies ich mir noch etwas Zeit, merkte aber, dass drauf gewartet wurde.
Es wurde jedes Mal von mir erwartet. Ich wollte die Erwartungen an mich erfüllen. Ich sagte es also zu jedem, ohne es wirklich ehrlich zu meinen – zumindest weiß ich das nun im Nachhinein.
Ich hatte noch keine eigene Definition von Liebe für mich. Was es bedeutet, jemanden zu lieben. Das braucht in erster Linie viel Selbstverständnis und Entwicklung. Was bedeutet Liebe für mich? Nur wenn man diese Frage beantworten kann, kann man auch wissen, ob man liebt. So ist zumindest meine Meinung.
Wann ist es Liebe?
Eine der schwierigsten Fragen, die es auf dieser Welt gibt meiner Meinung nach. Eine sehr philosophische Frage. Und eine sehr individuelle, die jeder für sich selbst beantworten sollte.
Ein Indiz für Liebe ist beispielsweise, wenn es mehr als nur Kribbeln im Bauch ist, oder Herzklopfen und weiche Knie. Diese „Symptome“ gehören zum verliebt sein. Liebe ist mehr als das. Liebe ist tiefer. Lieben kann man nur, wenn man den anderen Menschen besser kennt, seine Schwächen kennengelernt hat. Kann man diese Person mit ihren Schwächen lieben? Wenn ja, dann ist man definitiv schon ein Stück weiter an der Liebe dran, als in der Kennenlernphase, wo man noch versucht, seine vermeintlichen Defizite zu verstecken.
Ich differenziere zwischen drei Phasen im Bereich der Partnersuche/-schaft:
▪Verknallt sein
▪Verliebt sein
▪Lieben
Verknallt sein bedeutet für mich, für jemanden zu schwärmen. Man findet jemanden toll, mag seine Art, sein Aussehen und man kann sich mehr vorstellen. Man verabredet sich, oder würde den anderen gerne besser kennenlernen. Man kann in jemanden verknallt sein, ohne ihn zu kennen.
Verliebt sein ist eine Stufe weiter – es hat gefunkt, es kribbelt, man hat Herzklopfen, man vermisst jemanden. Die erste Dating-Phase sozusagen. Die ersten Wochen und Monate, wenn man jemanden frisch kennengelernt hat und nur noch an den Lippen des anderen hängen will. Frisch verliebt sozusagen. Diese Phase kann lange anhalten. Im Idealfall für immer. Denn verliebt sein und lieben schließt sich für mich nicht aus. Das eine basiert allerdings auf dem anderen – für mich.
Lieben ist die Endstufe, die alle Türen für eine gemeinsame Zukunft öffnet. Man kann sich vorstellen, mit der anderen Person sein Leben zu verbringen. Man kennt die Schwächen und Stärken des anderen, akzeptiert diese und den Charakter des Partners. Liebe ist ein lebenslanger Prozess. Auch nach Jahren kann man den Partner noch stärker lieben, weil man z.B. gelernt hat, ihn besser zu verstehen und mit ihm umzugehen. Liebe ist, wenn man sich gemeinsam weiterentwickeln möchte, lernen will, den anderen nachzuvollziehen.
Die Sache mit dem Timing
Wann ist der richtige Zeitpunkt „Ich liebe dich“ zu sagen? Ich denke den gibt es nicht. Aber wenn die Momente, in denen man es am liebsten nur noch hinaus schreien will, sich häufen, ist es womöglich an der Zeit. Wenn der ganze Körper am liebsten reagieren möchte. Wenn einem die Worte auf der Zunge liegen. Wenn man ständig dadran denken muss, es sagen zu wollen. Dann – dann ist vielleicht der richtige Zeitpunkt gekommen. Wenn man mit dem Partner im Bett liegt, ihm in die Augen schaut und man einfach weiß, dass man diese Person nicht mehr so einfach gehen lassen will.
In welchem Moment es dann passiert? Vielleicht nicht unwichtig, aber sollte auch nicht überbewertet werden.
Doch eins ist wichtig: Es nicht zu sagen, um diese Worte erwidert zu bekommen.
Wenn der Moment da ist, wo du es sagen willst, aber deine Welt nicht zusammen stürzt, wenn die andere Person es nicht sofort erwidert – dann ist der Zeitpunkt auf jeden Fall gekommen.
Dennoch hindert uns oft die Angst vor der Antwort daran, es auszusprechen. „Sollte ich nicht lieber warten, bis er es zuerst gesagt hat?“ oder „Was, wenn ich keine Antwort darauf bekomme?“ Ja, was ist dann? Ist es dann vorbei, wie bei Leonard und Penny? Nein. Vielleicht ist er noch nicht bereit, es zu erwidern. Oder er ist überfordert. Oder, oder, oder. Klingt zwar ein wenig wie billige Ausreden, aber kann in diesem Fall durchaus sein. Jeder hat ein anderes Tempo. Wenn ihr euch unsicher seid, dann fragt ihn einfach. Denn natürlich besteht auch die Möglichkeit, dass er nicht so für euch empfindet, wie ihr es tut. Und auch das ist wichtig zu erfahren und darüber zu sprechen. Je früher ihr das wisst, desto besser.
Einmal gesagt, immer gesagt
Habt ihr einmal die Worte „Ich liebe dich“ ausgesprochen, besteht die Gefahr, dass sie sich in euren Alltag einschleichen. Ihr sagt es beispielsweise jeden Abend vor dem Schlafen gehen. Es wird zur Routine. Ihr sagt es zwei, drei Jahre lang, jeden Abend und merkt dann vielleicht gar nicht, dass ihr schon gar nicht mehr so empfindet. Und selbst wenn – ihr müsst es ja weiter sagen, sonst verletzt ihr den anderen und das wollt ihr ja nicht. Ein Teufelskreis. Daher bin ich persönlich kein Fan davon, diese Worte in den Alltag einzubauen. Sie sollten etwas besonderes bleiben. Etwas, was dem anderen zeigt: „Ich vertraue dir, ich bin immer für dich da, du bist mir wichtig und das auch jetzt.„
„Ich liebe dich“ sind drei Worte, die unheimlich schnell an Bedeutung verlieren können, wenn man sie zu oft sagt. Aber gleichzeitig auch Worte, die der Beziehung und der Person der ihr sie mitteilt, sehr große Bedeutung verleihen können. Ihr zeigt damit Vertrauen in den anderen. Vertrauen in die Beziehung, Vertrauen in die Zukunft, Vertrauen in eure Gefühle und in seine.
Ich denke, dass es eine nicht allzu kleine Bedeutung hat, diese drei kleinen Worte zu sagen. Mittlerweile. Wenn man die eigene Bedeutung für sich selbst kennt. Denn auch nur dann, können diese Worte überhaupt etwas bedeuten.
Wer diese drei kleinen Worte sagt, sollte es spüren. Und wer es spürt, aber nicht sagt, sollte sich einfach trauen. Was gibt es schon zu verlieren?
Bilder: Pixabay
missbetty_ ❤ says
Ein super schöner Beitrag, der zum Nachdenken anregt (:
Jana Pimienta says
Total guter Beitrag, spricht mich total an.
Aus gegebenem Anlass, weil diese Worte das erste Mal nicht so schnell gesagt wurden und bisher noch nicht gesagt wurden.
Dann kommt zwischendurch die Stimme, die sagt: ist das nicht komisch? Jetzt müsste doch was kommen..? Bis ich bemerke, das ist nur in Momenten, wo ich unsicher bin oder mich von „außen“ verunsichern lasse durch Erwartungen oder ähnliches.
Ich finde es total spannend wie schnell und wann man es sagt und was die Männer darüber denken?
Denn das erste Mal denke ich richtig viel über diese drei Worte nach.
Denn eigentlich, genau dadurch, dass sie in meiner langfristigen Beziehung noch nicht gesagt wurden, wird es irgendwie umso echter und ernster.
Herzliche Grüße
Jana